Mittwoch, 5. November 2008

Die Energieeffizienz unserer Häuser: es bleibt viel zu tun

Studie der Universität Luxemburg
Vortrag am 11. November in Wiltz


 
Luxemburg, den 5. November 2008 – Der Winter steht vor der Tür, und viele Bürger fürchten steigende Heizkosten. Einer Studie von Forschern der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luxemburg zufolge verbrauchen Bürger in Luxemburg, die in neueren Häusern wohnen, gar rund ein Drittel mehr Heizenergie als beispielsweise die Deutschen oder die Schweizer.

Diese Studie ist auch Thema eines öffentlichen Vortrags von Prof. Dr. Stefan Maas über den Energieverbrauch neuerer Wohnhäuser in Luxemburg

am Dienstag, den 11. November um 19.30 Uhr im Wiltzer Schloss.

Der Vortrag findet statt im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Uni iwwer Land“ in Zusammenarbeit mit der Landakademie.

Eine repräsentative Auswahl von rund hundert Einfamilienhäusern der Baujahre 1997-2007 diente den Forschern als Basis, um den realen Energieverbrauch der Häuser im Großherzogum zu bestimmen.

"Wichtig dabei ist, mit reellen Daten zu arbeiten. Wir wollten uns nicht mit theoretischen Hochrechungen zufrieden geben, deren Zuverlässigkeit man immer diskutieren kann", erklärt Prof. Dr. Stefan Maas, Leiter des Forschungsprojekts.

Das Team, bestehend aus Stefan Maas, Arno Zürbes, Jean-Jacques Scheuren und Danièle Waldmann, analysierte jedes Haus nach seinen Bauplänen und Energiekostenrechnungen für einen bestimmten Zeitraum. So konnte für jedes Haus der Energieverbrauch pro Flächeneinheit festgestellt werden.

Ergebnis: Der Durchschnitt von 131 Kilowattstunden pro Jahr und pro Quadratmeter für ein herkömmlich gebautes Einfamilienhaus liegt deutlich über den Werten von Deutschland (99 kW/m2a) und der Schweiz (95 kW/m2a).

„Grund für den Vergleich mit diesen Ländern war, dass für ungefähr den gleichen Zeitraum und den gleichen Haustyp Studien aus Deutschland und der Schweiz vorlagen," erläutert der Wissenschaftler. Eine österreichische Untersuchung von Häusern, die zu Beginn der 90er Jahre gebaut wurden, ergab hingegen einen Verbrauch von 132 kW/m2a, also ähnliche Werte wie in Luxemburg.

Zu erklären sind diese Unterschiede höchstwahrscheinlich durch die gesetzlichen Verordnungen in den einzelnen Ländern. So stellten die Forscher fest, dass die große Mehrheit der Häuser den Normen genügte, ihre Energieeffizienz aber sehr selten über diese Anforderungen hinausging. Im Einklang mit einer EU-Direktive aus dem Jahr 2002 verlangt Luxemburg seit diesem Jahr für jedes neue Wohngebäude einen „Energiepass“, der es Mietern oder Käufern ermöglicht, sich im Vorfeld über die Energieeffizienz eines Gebäudes zu informieren. Außerdem wurden die Baunormen im Großherzogtum aktualisiert, um Energieverschwendung zu reduzieren. Die Forscher schätzen, dass infolge der neuen Verordnung der Energieverbrauch in neueren Luxemburger Wohnhäusern auf rund 100 kW/m2a sinken wird. Das bedeutet, dass Luxemburg damit lediglich aufholt, was in Deutschland und in der Schweiz längst üblich und vermutlich bereits überholt ist. „Man hätte durchaus etwas weiter gehen können“, schlussfolgert Prof. Maas für Luxemburg.

Neben konventionellen Häusern haben die Forscher auch Passivhäuser und Niedrigenergiehäuser untersucht. Vor allem letztere interessieren die Experten, da sie mit relativ einfachen technischen Mitteln einen Heizenergieverbrauch von 73 kW/m2a ermöglichen, das heißt 44 Prozent weniger als traditionell gebaute Häuser verbrauchen. Fazit : „Man kann mit relativ bescheidenen Mitteln große Unterschiede erzielen. Doch unter den rund 10.000 Häusern, die zwischen 1997 und 2007 gebaut wurden, sind nur zwei Prozent Niedrigenergie- und sogar nur 0,5 Prozent Passivhäuser. Der Durchschnittswert wurde von dieser Handvoll effizienter Häuser kaum beeinflusst."

Nach der Untersuchung der Einfamilienhäuser sollen nun Appartmenthäuser sowie Verwaltungs- und Schulgebäude analysiert werden. Insbesondere interessieren sich die Forscher für die neuen Gebäude der Universität in Esch/Belval. "Der Umweltaspekt bei Energieproblemen zählt an unserer Fakultät zu den prioritären Forschungsfragen“, ergänzt Prof. Maas, „dieses Thema betrifft uns schließlich alle.“

Die Fakultät bietet in Zusammenarbeit mit der Universität Lüttich einen Masterstudiengang in nachhaltiger Entwicklung an, der sich auf Energiefragen konzentriert.
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