Donnerstag, 30. Oktober 2008

Das Deutsche im Kontext der Luxemburger Mehrsprachigkeit: Bestandsaufnahme und Ausblick

 


Fachtagung der Germanistik an der Universität Luxemburg

Die Mehrsprachigkeitssituation Luxemburgs gilt vielerorts als Modellfall Europas, weil das hier gelebte Mit- und Nebeneinander unterschiedlicher ‚Landessprachen’ ein Höchstmaß an sprachlicher Teilhabe in internationalen Kontakträumen, gleichzeitig aber auch eine Voraussetzung für die Prosperität des Landes bietet.

Das Gefüge von Lëtzebuergesch, Französisch und Deutsch ist Folge eines weit in die Vergangenheit zurückreichenden, dabei bisweilen durchaus problematischen historischen Prozesses. Dessen Dynamik setzt sich auch gegenwärtig, bedingt durch unterschiedliche äußere (Migration und Grenzgängertum) und innere Faktoren (Prestigezuschreibungen) fort, wobei vielfach ein stetiger Abbau des Deutschen konstatiert wird.

Hier setzt die Tagung mit dem Ziel an, eine nüchterne Bestandsaufnahme des Status quo zu leisten und über eine offene Diskussion zu einer Perspektive in die Zukunft zu finden.

Als Fragen stehen im Raum:
Deutsch als Teil des kulturellen Erbes Luxemburgs,
Deutsch als Standortvorteil in ökonomischer Hinsicht,
Deutsch als verbindendes Element in der nationalen und regionalen Nachbarschaft,
Deutsch als Chance und Problem im Bildungssystem,
...

Ziel der Tagung ist es, den wissenschaftlichen Rahmen und die organisatorische Struktur zur Verfügung zu stellen, innerhalb deren die unterschiedlichen gesellschaftsrelevanten Akteure und Verantwortungsträger zu Wort und miteinander ins Gespräch kommen sollen (Politik, Behörden, Bildungswesen, Kultur, Medien, Bankensektor, EU-Institutionen).

> Vom 6. bis 7. November, Campus Limbertsberg, 162a, Avenue de la Faïencerie, Luxemburg, Raum BS 0.03 und BS 0.01

> Info: Ass.-Prof. Dr. Heinz Sieburg, Tel. + 352 46 66 44 6637,
E-Mail heinz.sieburg@uni.lu;
Internet: www.germanistik.lu
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Kurzarbeit in der Zulieferindustrie

Zum Stichtag 30.09.2008 betrug die Zahl der bei ADEM gemeldeten ansässigen Arbeitslosen, die nicht in einer Beschäftigungsmaßnahme stecken, 9.892 Menschen. Zum Vormonat ist damit ihre Zahl um 5,5% gestiegen, das sind 518 Menschen. Die entsprechende Arbeitslosenrate beziffert sich damit auf 4,3%. Grenzgänger sind darin nicht berücksichtigt, da diese in der Regel sich in ihrem Wohnland arbeitslos melden müssen, wenn sie Arbeitslosengeld beanspruchen wollen.


 

Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres, d.h. September 2007, hat sich die Zahl der arbeitslos Gemeldeten um 7,2% erhöht (662 Personen).

Wenn man die Menschen hinzu nimmt, die derzeit an einer Beschäftigungsmaßnahme teilnehmen, beträgt die Gesamtzahl der Arbeitsuchenden 12.839 Personen. Die entsprechende Arbeitsenquote beträgt dann 5,6%. Im Vergleich zum Vorjahresmonat hat sich die Gesamtzahl um 28 Personen erhöht.

Ende September 2008 haben 4.515 Personen volles Arbeitslosengeld (indemnité de chômage complet) bezogen; das sind im Vergleich zum Vorjahr 2,5% mehr.

16 Betriebe haben Antrag auf Kurzarbeit (chômage partiel) gestellt. Das ist hauptsächlich auf die Automobilzulieferer zurückzuführen, weil die Autoindustrie ihre Produktion gedrosselt hat. Doch sind auch Zulieferer der Stahlindustrie von der Rezession betroffen.

Communiqué Comité de conjoncture: analyse du marché de l'emploi 29-10-2008
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Montag, 27. Oktober 2008

Kinder, was ein Krampf! Der Kampf ums Kindergeld

Bis zum 28.08.2008 hat Luxemburgs Kindergeldkasse für 234.472 Kinder den Kinderbonus ausgezahlt. Davon fallen 35.672 Kinder unter das Differenz Kindergeld; d.h. Luxemburg zahlt für diese Kinder, die vorrangig Anspruch auf Kindergeld aus ihrem Wohnland haben, lediglich die Differenz, die das Luxemburger das deutsche Kindergeld übersteigt.


 


Die Bearbeitungszeiten für die Anträge auf Kindergeld haben sich nicht verringert. Im Gegenteil, sie können sich bis auf zwölf Monate ausdehnen. Wer also einen Antrag gestellt hat und dann lange Zeit nichts mehr davon hört, braucht sich nicht zu wundern. Es ist auch vergebliches Wunschdenken, einen Mitarbeiter der Caisse Nationale des Prestations Familiales ans Telefon herbeizaubern zu wollen. Was schon der Bürgerbeauftragte als skandalös bemängelt hatte und die Abgeordnete Vera Spautz aufs Neue von der Familienministerin wieder einmal bestätigt bekam: Es fehlen mindestens 25 Mitarbeiter in dieser Behörde. Diese sind jetzt mal wieder angekündigt, für 2009.

Im Übrigen schiebt die zuständige Ministerin die Schuld auf die Nachbarstaaten. Denn zur Berechnung des Differenz Kindergeldes sei nun mal erforderlich, dass der Antragsteller zuvor das aus dem Wohnland bezogene Kindergeld belegt.

Warum aber im EDV-Zeitalter hier zwischenstaatlich keine Vereinfachung erfolgt, sondern der Kindergeldkasse auch noch die Auszahlung des Kinderbonus bzw. des Steuerfreibetrags für Kinder aufgebürdet wurde – das wissen die Götter. Oder ist dieses Hütchenspiel der Politiker (1,2,3, wer hat den Ball?) nur ein absichtlicher Wahlschwindel?

Die Argumente, warum die Auszahlung des Kinderbonus so viel besser sei, als das Kindergeld weiterhin gemäß Indexsteigerung anzupassen und den Kinderfreibetrag monatlich von der Lohnsteuer abzuziehen, verfangen einfach nicht. Bargeld lacht nicht, wenn die Auszahlung aufgrund der administrativen Überlastung erst Monate später erfolgt. Man muss also annehmen, dass diese administrative Blockaden und Unübersichtlichkeiten, die gerade für Grenzgänger bestehen, die das Differenzkindergeld beanspruchen, durchaus zum politischen Kalkül gehören.

Grenzgänger sind eben für den typischen Luxemburger Politiker Zauberlehrlinge, die man nicht mehr loswird, wenn man sie mal gerufen hat. Je mieser die Wirtschaftslage wird, desto mehr macht sich hier die Tendenz zu einem „Sozialnationalismus“ breit. Das äußert sich in der Rede vom „Sozialtourismus“, mit der nicht nur Nicht EU Bürger, sondern gerade auch EU-Bürger von der Geltendmachung ihrer sozialen Rechte abgeschreckt bzw. ausgeschlossen werden sollen.

Das äußert sich auch darin, dass mit „Dienstleistungs Schecks“ die Bezuschussung von Kinderbetreuungsleistungen auf Ansässige beschränkt werden soll. So verwirklicht sich der Wunsch der Handelskammer nach „bedarfsgerechten“ und zielgenauen Sozialleistungen. Denn wie schon vor einiger zeit ein DP-Papier gemeint hatte: Außerhalb Luxemburgs (etwa in Portugal oder in den ehemaligen Überseekoloniegebieten) seien die Kosten für Kinderaufzucht viel geringer; also dürfe man den außerhalb Luxemburgs wohnenden Familien von in Luxemburg Beschäftigten nicht die höheren Sozialleistungen Luxemburgs zukommen lassen.

Die Gewerkschaft OGBL sieht hier jedoch zu Recht eine Diskriminierung der Grenzgänger und der Immigrantenfamilien.

An den vertraglich abgesicherten Bonus-Millionen für ausscheidende Bankmanager ist hingegen nicht zu rütteln. So soll ein ehemaliger Fortis-Manager 4 Millionen Euro Abfindung erhalten haben, was nur einer Abfindung in Höhe von 3 Jahresgehältern entspricht.
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Luxemburg – eine Nation mit schriftloser Kultur

Luxemburgisch ist zwar mittlerweile per Gesetz als Nationalsprache anerkannt. Gelehrt wird es allerdings bislang nur in der Vorschule. Traditionell wird Luxemburgisch auch eher als eine gesprochene als eine Schriftsprache angesehen, so dass auch selbst Luxemburger bislang nur selten das Bedürfnis verspürt haben, sich Luxemburger Rechtschreibung beizubringen oder gar ein Buch in luxemburgischer Sprache zu lesen. Die Sprachprüfungen für Einwohner, die die entsprechende Staatsangehörigkeit erwerben wollen, mutet von daher schon etwas grotesk an.


Sei dem nun, wie es sei. Von Luxemburger Intellektuellen wird den eigenen Leuten, aber auch den staatlichen Entscheidern, nicht selten ein gebrochenes Verhältnis zur Schriftkultur vorgeworfen. Drehe es sich hierbei um die vorsintflutliche Unterbringung von staatlichem Archivmaterial, etwa in Tiefgaragen oder im Wohnzimmerschrank der scheidenden Regierungsbeamten. Oder etwa im marginalen Angebot von öffentlichen Büchereien für ein Lesepublikum, das wohl erst noch aufgebaut werden muss. Man muss nur die Öffnungszeiten sowie die Frequentierung der Nationalbibliothek Luxemburgs mit denjenigen der Universitätsbibliothek Trier vergleichen, um einen Eindruck vom Stellenwert des Bücherlesens im Leben der Luxemburger zu gewinnen.

In dieses Landschaftsbild passt denn auch, wie regierungsamtlich mit dem Ausbau der Nationalbibliothek umgesprungen wird. Sie soll neugebaut werden, aber erst beginnend ab 2013 auf dem Gelände des Schuman-Gebäudes auf Kirchberg, das noch nicht abgerissen werden kann, da noch 600 EU-Parlaments Beamte sich dort aufhalten. Bis dass die Nationalbibliothek dann fertiggestellt sein wird, kann es daher noch bis 2025 dauern.

Von Das Elend des Globalismus


Nach dem Gesetz von 2004 soll die Nationalbibliothek auch die Funktion einer Universitätsbibliothek erfüllen. Sollen die Studenten dann vom Universitäts Campus auf Esch Belval auf Kirchberg kommen, um sich ein Buch auszuleihen?! Aber wenn die Studenten bis 2025 ausharren, ist bis dahin auch vielleicht die Straßenbahn und die direkte Zugverbindung von Belval direkt in die Stadt fertig. Was für ein Spaß dann, in Luxemburg zu studieren!

Universität Trier