Samstag, 15. Januar 2011

http://lb.wikipedia.org/

"Wikipedia gibt es in 272 Sprachen, darunter auch in Luxemburgisch. Dreieinhalb Jahre nach der offiziellen Gründung der Online-Enzyklopädie durch den Amerikaner Jimmy Wales erschien am 21. Juli 2004 zum ersten Mal die luxemburgische Version auf den Bildschirmen. Bis dato weist sie 31.735 Artikel auf. Die Sprachen mit den meisten Einträgen sind englisch (3.366.789), deutsch (1.100.864), französisch (975.941), polnisch (718.012) und italienisch (711.238)."

Unerwarteter Siegeszug der Wikipedianer. tageblatt, 13. Januar 2011.

Wikipedia.lb ist die Wikipedia in luxemburgischer Sprache.

Dafür, dass es relativ wenige Luxemburger gibt, und noch weniger, die die luxemburgische Sprache orthografisch korrekt beherrschen (und dann noch im Internet gratis ihre Zeit zur Vermittlung ihres Wissen zur Verfügung stellen), ist das Angebot recht ordentlich.

Diese Wikipedia punktet natürlich vor allem bei Stichwörtern, wo es um "Luxemburgensia" geht. Dabei nimmt man gerne auch gewisse provinziell anmutende Einseitigkeiten in Kauf, sind diese doch meist leicht zu erkennen und in ihrer inhaltlichen Tragweite einzuschätzen. Umso bedauerlicher ist es jedoch, wenn bei manchen Luxemburger Themen die deutsche oder gar die englische oder französische Version ein Mehr an Information bietet.

Entschieden zu verurteilen ist jedoch der deutsche Wikipedianer, der zum Thema Luxemburg im Streit um das Entstehungsdatum des Luxemburger Staates luxemburgischen Wikipedianer empfiehlt, auf "ihrer" Wikipedia zu bleiben.

So wird bei diesem Datum Luxemburgs regierungsoffizielle Version abgelehnt. Wenn die deutsche Botschaft auf ihrer Website die Gewerkschaft OGBL aber als "sozialistisch" einstuft (ungeachtet der eindeutig formulierten Statuten derselben Gewerkschaft!), dann wird die deutschstämmige Fehlinformation (aus höchsten Kreisen) unbesehen als Quelle mit Autorität zitiert.

Nicht nur, dass dabei "Meffo" unterstellt wird, "Luxemburger" zu sein (was Luxemburger gewiss anders sehen; doch diese Problematik ist allen Grenzgängern bekannt, die sich ständig zwischen beiden Stühlen zu sitzen erleben). Doch die grundlegende Idee dabei ist vielmehr, dass jede Wikipedia national sei und jede ihre eigene nationale (und historische) Wahrheit produziere. Eine äußerst gefährliche Vorstellung, wenn man sie zu Ende denkt! Denn hier ist die Grenze vom Pluralismus zum Relativismus im Wahrheitsbegriff überschritten.

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