Montag, 1. September 2008

Was der „Volksfreund“ von Luxemburg weiß

Er nennt sich ein „Freund des Volkes“. Auffällt der „Trierische Volksfreund“ jedoch durch eine Sichtweise auf Luxemburger Verhältnisse, die sich auf dümmstem Niveau der womöglich bei vielen uninformierten Deutschen verbreiteten Vorurteile sowie dem in deutschen Medien (wie etwa der BILD-Zeitung ["HarzIV-Betrüger. Luxus-Leben auf Teneriffa". BILD 30.8.2008] grassierendem Sozialneid bewegen.

 


Offenkundig wurde diese ideologisch verstellte Sicht etwa durch die tolle Schlagzeile Anfang des Jahres, dass Luxemburg Millionen Euros an Kinderbonus an die Grenzgänger verteile. Dass der Kinderbonus nichts anderes ist als der bar ausgezahlte Kinderfreibetrag, also dass den Beschäftigten aus der linken Tasche herausgeholt wird, was in die andere gesteckt werden soll, fiel dem „Volksfreund“ bei dieser Sensationsmeldung leider unter den Tisch.

Wie L’Essentiel heute meldet, ist bis heute bei manchen Grenzgängern dieser Kinderbonus bis heute nicht auf dem Konto angekommen – obwohl ihnen seit 1.1. dieses Jahres der Kinderfreibetrag bei dem Lohnsteuerabzugsverfahren nicht mehr berücksichtigt wird! So die Ideologie, aber so die Realität!

Am vergangenen Wochenende hat nun Bernd Wientjes entdeckt: „Im Ländchen geht die Angst um“, nämlich die Angst vor der Inflation.

„Das ohnehin schon höhere Lohn- und Gehaltsniveau wird durch die zunehmend in die Kritik geratene Anpassung an die Preisentwicklung (Indexerhöhung) weiter nach oben getrieben.“

Der Grenzgänger reibt sich die Augen und wundert sich. Von welchem Luxemburg mag hier wohl die Rede sein?!

Die Indexerhöhung, die im Juni 2008 fällig wäre, ist erst zum März 2009 geplant. Die Luxemburger Regierung hat unverkennbar die Absicht, die durch die Inflation notwendig gewordenen Gehaltssteigerungen auszusetzen bzw. ersatzlos zu streichen.

Luxemburgs Beschäftigte haben in der letzten Zeit eine Reallohnsenkung hinnehmen müssen; freilich nicht in dem Maße, wie sie Deutschland aufgrund seines staatlich verordneten Ausweitung seines Niedrigstlohnsektors erlitten hat.

Angeblich stört Luxemburgs Beschäftigte diese „staatlich verordnete Gehaltserhöhung um 2,5%“ ganz gewaltig. Oder ob sich der Herr Redakteur da nicht gehörig vertan hat?! Mit wem er darüber wohl gesprochen haben wird?

Vermutlich zöge er es vor, dass Luxemburgs Beschäftigte anständige Streiks hinlegten wie deutsche Gewerkschafler bei der Bahn AG und bei der Lufthansa. Damit auch die Luxemburger Unternehmensleitungen einsehen lernen, was sie an kampfstarken Gewerkschaften haben.

Bernd Wientjes, „Im Ländchen geht die Angst um“, TV 30./31. August 2008, S. 6

Wer arbeitet, soll die Zeche zahlen!
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2 Kommentare:

meffo hat gesagt…

"Mit über 12 Milliarden musste der Steuerzahler für IKB, WestLB oder SachsenLB geradestehen. Um mindestens 5, eher 8 bis 10 Milliarden wurde allein durch die jüngste Unternehmenssteuerreform das Sachkapital entlastet.

Oder ein weiterer Vergleich: Finanzexperte Lorenz Jarass rechnete vor: Wäre die ohnehin extrem niedrige Steuerquote des Jahres 2000 beibehalten worden, die bereits damals die niedrigste in der EU war, dann hätten wir im Jahr 2001 30 Milliarden und im Jahr 2003 50 Milliarden mehr Steuereinnahmen gehabt, im Jahr 2004 60 Milliarden und 2005 wären es 66 Milliarden zusätzliche Einnahmen gewesen.

Wenn es um die Verbesserung der Gewinne einiger hunderttausend Aktienbesitzer geht, dann sind hohe zweistellige Milliardenbeträge kein Problem, eine leichte Verbesserung der Lebenssituation von Millionen von Armen wird jedoch für unbezahlbar erklärt.
Und um dagegen Stimmung zu machen, werden Hartz-IV-Bezieher als „Abzocker“ dargestellt."

Wolfgang Lieb,
3. September 2008 um 10:06 Uhr
BILD hetzt und die CSU kocht darauf ihr Wahlkampfsüppchen
http://www.nachdenkseiten.de/?p=3434#more-3434

meffo hat gesagt…

"Seine Aussagen illustrierte Juncker mit einigen Zahlen zum Stand der staatlichen Einnahmen am 31. Juli. Die Entwicklung sei gut, liege aber mit einem Plus von 7,1 Prozent unter den Erwartungen von 7,5 Prozent. Eine Folge der internationalen Finanzkrise, meinte Finanzminister Juncker. So flossen aus der Abonnementstaxe im ersten Semester 52,1 Millionen Euro weniger in die Staatskasse. Rückläufig sei auch die Körperschaftssteuer und zwar um 6,6 Prozent. Bei der Einkommenssteuer sei hingegen ein Wachstum von 11,5 Prozent zu verzeichnen. Was auf die Abschaffung des Kinderfreibetrags zurückzuführen sei und auf die rund 18.000 neuen Arbeitsstellen, die von Juni 2007 bis Juni 2008 geschaffen wurden."

Trüber Blick auf die Wirtschaft
Premierminister Jean-Claude Juncker hat gestern einen trüben Blick auf die Wachstumsperspektiven im Euroraum geworfen. Die blieben nicht ohne Folgen für Luxemburg. Lucien Montebrusco
05-09-2008
http://news.tageblatt.lu/news/117/ARTICLE/4136/2008-09-05.html