Samstag, 6. September 2008

The Message is the Massage!

Nach der offiziellen Version einer Firmengeschichte folgen gewöhnlich mit geziemendem zeitlichen Abstand (Rechtsanwälte wollen befragt sein) die Dementis der Betroffenen.

Wie schon Bertolt Brecht erkannt hatte: Die einen stehen im Rampenlicht; aber die im Dunkeln, die sieht man nicht. Grundlegende Frage: Wer sind eigentlich die wirklichen Dunkelmänner?!

 

Josée Hansen hatte sich unter der Überschrift „Communautarismes à vendre“ (d’Land 15.8.2008, S. 6 und 7) aktuell wieder mit dem Thema: Mini-Berlusconis in Luxemburg befasst (vgl. dazu auch Durch Werbung finanzierte Medien in Luxemburg). Was die von Bob Hochmuth aufgekaufte Website diegrenzgaenger.lu betrifft, hat d’Land am 29.08.2008 eine Richtigstellung von Seiten Meffos abgedruckt, seit der Gründung der Website bis zu Hochmuths Machtergreifung der Autor dieser Website, die einmal den deutschen Grenzgänger gewidmet war.

Nun meldet d’Land mit Datum vom 05.09.2008, dass die zuvor berichtete Zusammenarbeit von Hochmuths Mew Media Lux mit Pol Wirtz, dessen New Media Group „352“ und „Business“ herausgibt, ebenfalls in die Binsen gegangen sei.

„Grundlegende Meinungsverschiedenheiten über die Bedeutung, die den Inhalten der Publikationen beigemessen werden soll, hätten zum Abbruch der Verhandlungen geführt.“ (rh)

Das ist gewiss vornehm formuliert. Wie schon Josée Hansen in ihrem Beitrag deutlich als Kernproblem erkannt hat: Content ist teuer. Es ist nun jedoch ein gewisses Vorurteil der Medienkonsumenten und der Medienmacher gleichermaßen, dass sie glauben, es komme auf den Inhalt an. Nicht die Bohne. Wie die Werbemacher von heute so klar wie konsequent durchziehen, ist die Verpackung das allein Entscheidende, oder so man will: der „gefühlte“ Inhalt. Content ist nur dazu da, um die leeren Flächen zwischen der Publicité auszufüllen. Nicht Inhalte werden publiziert, sondern die Seelenmassage des Konsumenten ist die wirkliche Botschaft der Medien.

Heutzutage, in unserer "Dienstleistungsgesellschaft", wo Service so teuer ist, dass ihn niemand sich mehr leisten kann, haben die Verbraucher endlich gelernt, sich selbst zu bedienen, im Supermarkt, an der Tankstelle oder bei der Bahn. So ist ein Internetforum auch das ideale Medium, wo sich die Leser sich endlich selbst mit Inhalten versorgen, natürlich unentgeltlich. Schließlich leben wir in einer Wissensgesellschaft, wo man sich alles leisten kann, nur nicht, zu wissen. So benennt sich halt jede Ära nach dem, was ihr (zu) teuer ist.

Das Modell Billigjournalismus oder "Synergie" (ein Allroundjobber erledigt alles so nebenbei, mit gnädiger Zuarbeit durch die ausreichend dotierten PR-Experten) ist längst schon wieder passé. Das allerneueste Geschäftsmodell ist die Website ohne jeden nennenswerten Inhalt. Wer glaubt, dass so etwas unmöglich sei, ist ein Neandertaler und nicht auf der Höhe des Internetzeitalters, wo Wissen nicht nur billig, sondern einfach umsonst zu haben ist, und noch nicht einmal selbst gedacht werden muss.

„Medien werden zunehmend von Eignern besessen, die mit Medien eigentlich nichts mehr zu tun haben. Sie kennen das Produkt von Medien so nicht – und es ist ihnen eigentlich auch egal.“
[Armin Scholl, 2007 - das Billig-Journalismus-Jahr]
Posted by Picasa

4 Kommentare:

meffo hat gesagt…

Zur offiziellen Firmengeschichte siehe die "Tageblatt"-Reproduktion, verfügbar unter http://www.technoport.lu/cms/technoport/content.nsf/id/LUNR-7BJG9Y?opendocument&language=FR

meffo hat gesagt…

"Das Erstaunliche an technischen Innovationen ist, dass es für Neuerer schwer war – und bleibt –, von radikalen technologischen Durchbrüchen zu profitieren. (...)
Google nun hat die Logik einer verlustbringenden Technologie auf die Spitze getrieben, indem es gar nichts für seine Produkte berechnet."


Neuauflage des Browserkriegs
by Harold James
http://www.project-syndicate.org/commentary/james17/German

meffo hat gesagt…

Dentons Empfehlungen an Medienunternehmen:

* Ziehe Dich aus Themenfeldern wie Politik zurück, die nicht attraktiv für Werbekunden sind
* Verhandle die Verträge mit Dienstleistern neu (Druckereien, Internet-Provider etc.) und setze sie unter Preisdruck
* Konsolidiere Dein Angebot, trenne Dich von nicht profitablen Teilen des Geschäfts
* Lasse mehr Dienstleistungen in Billiglohn-Ländern erledigen
* Bezahle Deine Angestellten nicht mit Festgehältern, sondern mache ihren Verdienst abhängig vom Erfolg
* Biete Werbern mehr Freiraum zur Gestaltung ihrer Werbeformate

Was genau war noch einmal ein Blog?

MEDIENKRISE
Blog nach Gutsherrenart

Von Frank Patalong

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,590152,00.html

meffo hat gesagt…

Here it is VoiceofSanDiego.org, offering a brand of serious, original reporting by professional journalists — the province of the traditional media, but at a much lower cost of doing business. Since it began in 2005, similar operations have cropped up in New Haven, the Twin Cities, Seattle, St. Louis and Chicago. More are on the way.

Their news coverage and hard-digging investigative reporting stand out in an Internet landscape long dominated by partisan commentary, gossip, vitriol and citizen journalism posted by unpaid amateurs.

Web Sites That Dig for News Rise as Watchdogs

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By RICHARD PÉREZ-PEÑA
Published: November 17, 2008

http://www.nytimes.com/2008/11/18/business/media/18voice.html?_r=1&hp