Mittwoch, 4. August 2010

Insolvenzentwicklung

Kann man die Insolvenzentwicklung in Luxemburg und in der Region Trier vergleichen?

Herbert Eberhard (Creditreform Luxemburg und Trier, Wirtschaftsauskunftei und Inkassounternehmen) schätzt die wirtschaftliche Situation Luxemburgs im Sommer 2010 folgendermaßen ein:

"Allenfalls bedingt. Der Bezirk des Konkursgerichts Diekirch ist mit seiner mittelständischen Struktur noch annähernd mit der Eifel-Region vergleichbar. Der des Bezirksgerichts Luxemburg allerdings überhaupt nicht. Die Firmendichte und vor allem auch die Größe der Unternehmen, mit vielen Industriebetrieben und Banken und großen Dienstleistern mit vielen Mitarbeitern, lässt sich nicht mit der Region Trier vergleichen, wo es sehr viele kleine und mittlere Unternehmen gibt und gerade einmal rund zehn Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. So spielt natürlich der Banken- und Dienstleistungssektor im Großherzogtum eine ganz andere Rolle. Damit lässt sich auch erklären, dass im ersten Halbjahr der Dienstleistungssektor mit 157 die höchste Zahl an den Konkursen beigesteuert hat. Erst auf dem zweiten Platz folgt der Handel mit 143 Konkursen. Der Bausektor (41 Konkurse) hat sich erholt und kann ohnehin seit vielen Jahren die niedrigste Insolvenzrate in ganz Europa vorweisen."


"Briefkastenfirmen" verzerren das Gesamtbild Trierischer Volksfreund, 3. August 2010.

Auch das "Luxemburger Wort" berichtet von einer "Studie" sowie einer "Datensammlung" von creditreform. Die Quellen werden jedoch nicht genannt.

Firmenpleiten auf hohem Niveau

Zum Stichwort "Creditreform" liefert Google diesen Bloghinweis:

Vorsicht Creditreform: Wenn Ihnen ein Schreiben dieser Unternehmung ins Haus flattert, werfen Sie es weg

Die "Demografie der Unternehmen" bringt der Statistikdienst STATEC hierunter:

Démographie des entreprises

Die Zeitreihe der Konkurse in Luxemburg im Besonderen wird hier dargestellt:
Faillites prononcées par les tribunaux de commerce par branche d'activité 1980 - 2008

Benötigt also die regionale Presse ein Unternehmen wie Creditreform, um etwas über öffentlich zugängliche amtliche Statistiken zu erfahren?!

Zur ökonomischen Beurteilung des demografischen Wandels in der Unternehmensstruktur à la Schumpeter (schöpferische Zerstörung, usw.) hatte sich damals schon der Fontagné-Bericht geäußert.

Der Begriff der "schöpferischen Zerstörung" ist nicht nur offensichtliches Werturteil, sondern auch ein Euphemismus. Jede Zerstörung schafft an Stelle des Zerstörten etwas Anderes, das zumindest historisch gesehen neu ist. Ob Neues immer Besseres ist, bezweifeln zumindest die Älteren unter uns.

Dass Ökonomen unbekümmert trotz allen Werturteilsstreits mit Werturteilen hantieren, ist gewöhnlich. Dass sie sich dabei jedoch nicht um die Kosten kümmern (wenn zerstört wird, entsthehen ja offensichtlich Kosten; wie hoch? wer trägt sie? ...), ist weniger bekannt.

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