Montag, 8. Januar 2007

Luxemburgisch – die Sprache, die man spricht

Grundsätzlich ist dies eine Frage, die man nur durch empirische Forschung beantworten kann – und wirklich auch untersuchen sollte.

Offiziell betrachtet jedoch ist seit dem Sprachengesetz von 1984
Luxemburgisch die Nationalsprache.
Französisch ist die Gesetzessprache.
Französisch und Deutsch sind die Sprachen der Verwaltung.

Luxemburgisch ist überwiegend eine gesprochene Sprache

Heute kann zwar auch der Versuch schon als technisch gelungen betrachtet werden, aus dem Luxemburgischen eine Schriftsprache zu machen.
Aber in dieser Form hat sie sich noch nicht einmal bei der Mehrheit der Luxemburger durchgesetzt. Es gibt zwar eine kleine, aber beachtenswerte Zahl von Autoren, die auch in Luxemburgisch schreiben oder bereits geschrieben haben. Die Parlamentsdebatten werden überwiegend in Luxemburgisch geführt und protokolliert. Die Rechtschreibung jedoch ist für viele geborene Sprecher des Luxemburgischen eine Spezialdisziplin, die sogar in der Schule vernachlässigt wird.

Bemerkenswert an dieser Situation ist also vor allem die Kluft zwischen Sprechen und Schreiben. Während in Deutschland oder Frankreich das Sprechenlernen zur Beherrschung derselben Sprache in der Schrift führt und ein Austausch zwischen gesprochener und geschriebener Sprache stattfindet, wird von manchen Sprechern selber der kulturelle Wert der luxemburgischen Sprache in Frage gestellt. Zumindest wird das Verhältnis zur Schriftkultur durch diese Situation äußerst verkompliziert.

Immerhin lässt sich so von denjenigen, die Luxemburgisch perfekt beherrschen, diese Sprache leicht zur Selbstbestätigung bis hin zur Ausgrenzung anderer einsetzen.
Dies wird umso deutlicher in den häufigen Situationen, da mehrere Anwesende mehrere unterschiedliche Sprachen beherrschen.
Wenn man nicht der einfachen Regel folgt, in der Sprache zu antworten, in der man angesprochen wird, so kommt vor jeden wichtigen Kommunikation erst die gemeinsame Vereinbarung, in welcher Sprache sie erfolgen soll.

Eine komplizierte Situation, die nicht verfehlt, sich auch stark auf die Verhältnisse des Luxemburger Schulwesens, des Ausbildungswesens sowie des Arbeitsmarkts auszuwirken.

Quelle: Victor Weitzel, Der Status des Luxemburgischen, in „Lëtzebuergesch: QUO VADIS?“, Actes du cycle de conférences

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